Naenzi
NÄNZI in der Bildhauerwerkstatt, Berlin ca. 2002, (Ó Foto: Gerald Wesolowski)

NÄNZI Gedenktag 2024

 

Liebe Freunde von NÄNZI, liebe Kunstfreude,

 es ist schon wieder ein Jahr vergangen. NÄNZI hat uns heute vor elf Jahren verlassen. Sie bleibt unvergessen.

 Nach der Ausstellung NÄNZI. Wo bin ich? (Kunststiftung K52 Jan./Feb. 2024) waren wir ganz fleißig und sind es immer noch. Im neuen Lager haben wir uns vorgenommen, eine Art Inventur zu machen. Zu Beginn waren wir auch systematisch, dann wurden allerdings die Schubladen wieder voll, Überformate passten nicht ins Regal etc. NÄNZI hat es uns nicht leicht gemacht. Es ist dennoch wunderbar, dass wir vor elf Jahren Vieles nicht entsorgt haben, was jetzt erst hilft, die Arbeit von NÄNZI besser zu verstehen. Zum Beispiel, wie sie mit Ihren Arbeiten direkt auf Nachrichten und Schlagzeilen reagiert hat. Es sind zudem Collagen, Zeichnungen, Fotos, Notizen und Skulpturen aufgetaucht, die in Dialog treten und klare Werkkonvolute und Kernthemen neu definieren.

 Aktuell werden zwei Arbeiten auf Papier, bei denen NÄNZI „die schönste Frau von Berlin“ (Nofretete) zum Selbstporträt umgewandelt hat bei der jährlichen Auktion der Galerie Amalienpark angeboten. Der Online-Katalog ist ab den 21. November auf der Website zugänglich: https://amalienpark.de

 Es werden leider immer mehr Weggenossen, die uns für immer verlassen. Berührt hat uns der Tod des Künstlers Morelli, der ab Ende der 1980er Jahre mit NÄNZI befreundet war und wiederholt mit ihr ausgestellt hat. Dessen Lebenspartner hat frühe Werke von NÄNZI aus dem Besitz von Morelli dem Nachlass unentgeltlich überlassen. Vielen herzlichen Dank dafür! 

 Unter den Neuentdeckungen hat Dietmar folgende Zeilen von Valeska Gert, der legendären Grotesktänzerin der 1920er-Jahre, in einem von NÄNZIs Schreibheften gefunden: 

„Wenn ich tot bin, möchte ich in einem Kornfeld begraben sein.

Dann fließt mein Fleisch ins Korn hinein, 

dann werde ich Brot, 

bin nicht mehr tot.“

Das Gedicht aus dem Jahr 1970 scheint wie auf NÄNZI zugeschnitten zu sein.

 

Herzlichst bedanken möchten wir uns, wie jedes Jahr, für die Ankäufe, Spenden und fachliche Hilfsbereitschaft, die es ermöglichen, NÄNZIs künstlerischen Nachlass zu halten. Wir haben dieses Jahr wieder ein paar wunderbare Textbeiträge für die geplante Publikation bekommen. Auch hier, ein anerkennender Dank im Namen von NÄNZI.

Mit den besten Grüßen,

Helen Adkins & Dietmar H. Heddram 

Nachlassverwaltung NÄNZI

 

Publikation, Filmprojekt, Restaurierung und noch vieles mehr brauchen Geld!

Kontoverbindung für Spenden und Zahlungen:

Sonderkonto: Dr. Helen Adkins / Verwendungszweck: NÄNZI Nachlasspflege

IBAN: DE76 1203 0000 1072 3181 48

 

Dr. Helen Adkins • Tel. 030 2161585

museumsakademie@t-online.de • www.helenadkins.de

Dietmar H. Heddram • Tel. +49 177 1954329 • heddram@web.de

 

 

Es ist eine umfangreiche Publikation zu Nänzis Werk geplant.

Das Buch soll eine lebendige Mischung aus einer Collage des Gesamtwerkes und einem klassischen Referenzbuch für das Skulpturenwerk werden.

Nänzi hat Skulpturen von groß bis klein in Ton, Gips, Keramik, Acrystal, Beton und Bronze, Collagen, Künstlerbücher, Fotos, Zeichnungen, Übermalungen und Drucke hinterlassen. Das plastische Werk, vor allem die Gipse, stehen im Zentrum der Produktion.

Ihr Thema ist der Mensch, in erster Linie die Frau, und wie diese in ihrer Physiognomie einen seelischen Zustand darstellt. Viele ihrer weiblichen Figuren scheinen verstörend existentiell bedroht zu sein, andere strotzen vor erotischer Weiblichkeit. Der starke „Ich-Bezug“, die Neigung, sich selbst performativ als Skulptur zu inszenieren oder sich selbst als Modell zu nehmen, zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk. Nänzi hat ihre Figuren bemalt, gekleidet, frisiert und geschminkt. Auch bei gleichen Güssen ist jede Figur ein Unikat. 

In Ausdruck und Haltung sind die Figuren häufig vom Abbild Menschenfiguren geprägt, die der Künstlerin in frühen Jahren begegnet sind: christliche Andachtsfiguren, Bauernschnitzereien, Spielpuppen und Marionetten, aber auch altgriechische Plastiken und die Arbeit von Auguste Rodin.